Teil eines Artikels, erschienen im "Sportblatt"VIII,Jahrg.Nr.16
Mannheim 13. Januar 1907
Die Bemühungen einiger begeisterter Freunde dieser überaus nützlichen Hunde war es
gelungen, diese Kollektion für uns zu vereinigen (Es geht hier um eine Hundeausstellung).
Von dem Rottweiler wusste man bisher nur, dass er sich durch ganz besondere Hässlichkeit
auszeichnete. Allerdings ist sein heutiges Kleid keine Zierde für ihn, bei den meisten
Exemplaren findet man, wie früher beim Dobermannpinscher, die fahlgelben Abzeichen,
mit einer unschönen schwarzen Farbe, meistens graue Unterwolle, wodurch die Rasse
entschieden einen fixköterähnlichen Eindruck macht. Hier müssten die Bestrebungen
des ja glücklicher Weise in Mannheim gegründeten Klubs einsetzen. Zu warnen ist jedenfalls
vor dobermannähnlichen Exemplaren: dem Rottweiler muss unbedingt seine stämmige,
gedrungene Erscheinung bewahrt bleiben und es ist jede Einkreuzung fremden Blutes zu
vermeiden. Der Charakter dieser Hunde würde sofort verändert werden, ist es gerade
doch dieser, der ihm soviel Freunde schafft. Sein verständnisvolles Überlegen bei
allen Gelegenheiten, bei ernsten Fällen, kraftvolles, mutiges, bestimmtes Auftreten,
dann wieder eine gewisse Freundlichkeit und Würde, der feine Gehorsam die unbedingte
Treue und Anhänglichkeit, alle diese Eigenschaften, die man am Rottweiler so schätzt,
sie würden sich unbedingt verändern und statt eines treuen Tieres würde man eine
Bestie erhalten. Hoffentlich beherzt man unsere Warnungen, das vorhandene Material
zeigt ja einige gute, typische sogar schöne Exemplare, sodass auf andere Hilfe vollständig
verzichtet werden kann. Nach Schluss der Ausstellung sahen wir im "Hotel National"
eine Koppel, deren musterhaftes Betragen in diesem eleganten Etablissement eines
höchsten Lobes würdig war. Dem Hunde wohlerzogen, bleibt auch ein weiser Mann gewogen -
mögen allen Hundefreunden diese trefflichen Worte unseres grössten Dichters stets
eingedenk sein.